Mittwoch, 26. März 2014

Kapitel 1, Teil 2

78. Sonne 2. Zyklus im Jahre 436 nach Wovoka
In der großen Steppe von Hiricatien

Seit vier Sonnen waren sie nun auf den Trieb. Die Mannschaft bestand aus sieben Leute. Boranek war der Triebführer. Seit den Vorfall mit Takeum hatte er seine Zuchtmethode geändert. Beste Freunde werden die beide nicht, aber als Triebführer ist er einer der Besten. Rund fünfzig Pferde hatten sie zum verkaufen dabei. „Dahinten in Richtung Berge ist noch ein Trieb.“ sagte Takeum plötzlich. „Wo? Ich sehe nichts!“ fragte Mucuma. „Aha jetzt besitzt unser Wunderknabe schon die Gabe der Weitsicht,“ höhnte Boranek „denn ich sehe auch nichts.“ Auch die Anderen konnten nichts erkennen.

Am nächsten Morgen, sie waren gerade aufgebrochen, lenkte Boranek sein Pferd zu Takeum. „Ich muss mich bei dir entschuldigen, jetzt kann ich sie auch sehen. Du hast wahrlich gute Augen. Vielleicht liegt es daran das sie blau sind.“ sagte er und ritt dann wieder an die Spitze. „Was war das denn?“ fragte Mucuma „So kenne ich Boranek gar nicht.“ „Ist schon gut, diese Entschuldigung hat ihn sehr viel Überwindung gekostet. Er ist zwar ruppig und manchmal ein Ekel, aber ein gerechter Mensch und ein guter Triebführer.“

Zur neunten Sonne erreichten sie die Stadtmauern von Taibaan. Sie bauten ihr Lager an der südlichen Seite der Stadt auf. Da wo der Steilhang war. Takeum und Mucuma stiegen von ihren Pferden und gingen zum Abgrund. Hier hatten sie eine atemberaubende Aussicht. Während sie versuchten alles zu erblicken gesellte sich Boranek zu ihnen. „Ich habe diese Aussicht schon viele mal gesehen und es ist immer wieder berauschend. Da hinten rechts kann man ein Teil der Felsenburg des Königs von Morak sehen. Man sieht sie nur ganz wenn man in der Mitte von Nanpur steht. Gegenüber ist die Bergstraße die nach oben zur großen Brücke und weiter bis zu Burg geht.“ „He da unten ist auch eine Brücke“ unterbrach Mucuma ihn. „Die Brücke ist die einzige Verbindung von Morak. Ansonsten kommt man nur mit dem Schiff von einer zur anderen Seite. Hinter den Hafen geht der Wovoka Fluss in den Golf über. So nun baut das Lager auf. Danach könnt ihr noch ein bisschen Taibaan erkunden. Morgen gehen wir auf den Markt.“ Verkündete er und dreht sich um und verschwand. „Langsam wird er mir unheimlich. Ich erkenne ihn gar nicht wieder.“ bemerkte Mucuma.

Als sie das Lager aufgebaut hatten und die Pferde versorgt hatten, begaben sie sich zum Süd Tor und erkundeten die Stadt. Taibaan hatte alles was eine kleine Stadt so brauchte. Für zwei Jungen, die in der Steppe groß geworden sind, gab es vieles neue zu bestaunen. So wanderten sie durch die Stadt bis sie plötzlich vor dem riesigen West Tor standen. Sie gingen durch das Tor auf die große Brücke. Von hier war am Torbogen ein riesiger Adlerkopf aus Stein gebaut. Der Schnabel war zwar gekrümmt aber breit wie ein Entenschnabel. Es erinnerte an eine große Rutsche. „Was das zu bedeuten hat?“ fragte sich Takeum selber. „Kann ich euch helfen?“ fragte eine Torwache die sie erst jetzt bemerkten. „Warum ist der Schnabel so breit?“ nutzte Takeum die Gelegenheit zu fragen. „Die Erbauer haben mit dem Schnabel eine Vorrichtung gebaut, wo man Felsengestein auf die Brücke fallen lassen kann.“ Sie sagten die Erbauer, war das denn nicht unser Volk?“ „Oh nein, das waren die Mönche der Gilde. Lange bevor Taibaan eine Stadt war. Die Vorrichtung sollte Verhindern das im Notfall ein Feind von Morak rüber kann. Wenn die Felsen fallen, dann stürzt die Brücke ein.“ „Aber man kann doch im Süden über unser Land hierhin kommen.“ meinte Mucuma. „Ja das ist richtig, aber man braucht viele Sonnen um nach hier zu kommen. Dann hat die Gilde den Weg zur Anlegestelle bereits versperrt.“ „Welchen Weg?“ fragte Takeum. „Der Weg der hinter dem Tor links zu dem Wasserfall geht. Das ist auch der einzige Durchgang zum See.“ „Aha, wo die ganzen Kinder hingehen“ meinte Mucuma „Warum gehen die überhaupt dahin?“ „Die Kinder? Ach die!“ „Jedes Jahr zum Herbstmarkt kommen die Priester und rekrutieren Kinder für die Gilde. Und die Kinder hoffen das Sie genommen werde. Sie kommen von über all her“ „Und die gehen freiwillig dahin?“ fragte Takeum erstaunt. „Ja und für manche ist es ein besseres Leben als in der Heimat. Vor fünf Jahre ist ein Junge von Morak dahin gegangen. Sein Elternhaus kann man von hier sehen und ich habe ihn gekannt. Letztes Jahr kam er seine Eltern besuchen und ich muss sagen, er sah gut aus.“ „Danke das sie sich die Zeit genommen haben uns das Alles zu erklären. Aber wir müssen jetzt zurück zu unserem Lager“ sagte Takeum höflich. „Dann wünsche ich euch eine geruhsame Nacht und wenn ihr noch Fragen habt, ich habe hier öfters Dienst.“ verabschiedete sich die Torwache. Und die Beiden machten sich auf den Weg zum Lager.

Mittwoch, 12. März 2014

Kapitel 1, Teil 1

Kapitel I

73. Sonne 2. Zyklus im Jahre 436 nach Wovoka

In der großen Steppe von Hiricatien

 

Selbst im Spätsommer hatte die Sonne am Morgen so eine Kraft die schon erahnen ließ wie warm der Tag noch würde. Hier in der Steppe war in den Sommermonaten nur früh und spät am Tag das Arbeiten möglich. Im Lager war schon emsiges Treiben. Alles bereitet sich für die Abreise vor. Jedes Jahr wenn der Sommer zu neige ging, zog man nach Süden in die Winterlager. Ein Teil der Männer wird nach Taibaan in Westen ziehen. Taibaan, die Hauptstadt von Hiricatien befand sich an der Grenze zu Morak. Die Natur hat Hiricatien zur eine Hochplateau werden lassen. Im Norden herrschte das große Gebirge. Im Osten war die Steilküste zum Uldaranische Meer. Im Westen der Steilhang der fast 200 Schritt maß. Nur im Süden ging die Landschaft langsam mit den darunter liegenden Grünlandschaft von Rah Rekildra über. Taibaan wurde an den Hängen vom großen Gebirge gebaut. Dort wo der Bergsee Wovoka mit dem großen Wasserfall einen 30 Schritt großen Weg aus dem Gebirge nahm. Auf der anderen Seite war die Felsenburg und Sommerresidenz des Königs von Morak. Zum Tal hinunter schlang sich die Stadt Nanpur. Und am Wovon Fluss, bevor er zum Kobalt Meer überging, war ein wichtiger Handelshafen entstanden. Immer in Herbst, fand in Nanpur der große Jahrmarkt statt. Von allen Ländern kamen die Menschen um ihre Ware zu verkaufen oder zu tauschen. Die Männer von Hiricatien trieben ihre Pferde zu diesen Markt. Sie galten als die besten Pferdezüchter und die Pferde der Steppe Hiricatien waren bei den Rittern von Morak sehr beliebt.

Es war noch früh am Morgen, als Takeum aus dem Kootar trat.„He Du Langschläfer, auf, auf wir haben noch viel zu tun“ hörte Takeum jemand sagen, bevor er die Gestalt sah. Und schon kam er um die Ecke des Kootar. Es war Mucuma sein bester Freund. Die beiden waren diesen Sommer siebzehn Jahre alt geworden und durften zum ersten mal mit nach Taibaan. Die Reise dorthin sollte morgen früh starten. Takeum wollte drei seiner Pferde verkaufen. Dafür wollte er Vorräte für seine Mutter und sich kaufen. Er wuchs ohne Vater, der Sie versorgte, auf. Das tat bis jetzt immer sein Großvater Sorek. Für Takeum war er wie ein richtiger Vater. Sorek erzählte ihn mal „Hätte ich damals mal nicht meine Tochter mit nach Taibaan mitgenommen. Dann hätte Sie auch nicht diesen Unbekannten kennen gelernt.“ „Aber Großpa, dann wäre ich nicht geboren.“ „Ja du bist das einzige Gute von dieser Reise, mein Junge. Vielleicht ist dein Vater ein adliger Moraker, oder … ach was. Du hast auf jeden Fall seine Augen, denn blaue Augen findet man unter den Clans sehr selten.“ Dies war eine Erkenntnis die in schmerzhaft zum Außenseiter im Clan machte. Das hat sich erst geändert als Sorek zum Clanführer gewählt wurde.Und noch was war anders. Er hatte die Begabung mit Tieren zu reden. Reden kann man das nicht gerade nennen. Es geschieht auf der Gedankenebene. Für ihn war das normal und lange Zeit hatte er geglaubt die Anderen könnten das auch. Doch als er das mal den Jungen beim Spielen erzählte, wurde er fort an von denen gehänselt. Nur Mucuma hielt zu ihm und sie wurden die besten Freunde. Als Takeum 15 Jahre alt war, änderte ein Ereignis alles. Boranek, der für seine harte Weise bei der Zucht bekannt war, hatte einen jungen widerspenstigen schwarzen Hengst. Er versuchte ihn in der Koppel zu bändigen. Mittlerweile hatten sich eine Menge Schaulustige eingefunden. Da kam Takeum mit Mucuma vorbei. Boranek stampft und schnaubte noch mehr wie der Hengst. „Wenn einer diese Bestie zähmen kann, dann darf er sie auch behalten.“ Keiner wollte es Versuchen, denn wenn Boranek es nicht schafft, dann schafft das Keiner. So war die überwiegende Meinung der Anderen. „Ich werde es versuchen“ sprach Takeum. „Bist du verrückt“ kam es entsetzt von Mucuma und die Menge fing an zu lachen. „Du Hosenscheißer“ bellte Boranek „Ach ja du kannst ja mit Tieren reden“ trieften seine Worte ironisch hervor. Und die Menge fing wieder an zu grölen. „Halt“ donnerte die Stimme von Sorek „Stehst du zu dem was du gesagt hast Boranek?“ „Aber ja“ gab er kleinlaut zurück. „So soll es Takeum versuchen.“ Es wurde still und keiner wollte Sorek widersprechen. Hatten sie ihn ja bei der letzten Wahl zum Clanführer gewählt. Takeum ging in die Koppel ganz langsam zu den Hengst. Eine Hand ausgestreckt und immer wieder blieb er mal stehen. Es sah so aus als wollte sich der Hengst gar nicht beruhigen. Boranek stand am Gatter und grinste während alle Anderen nur gebannt schauten. Aber dann, ganz langsam, wurde der Hengst immer ruhiger. Takeum konnte ihn sogar anfassen. Alle staunten nur und Takeum ging zum Ausgang. „Pah, was hat den der Hengst so gesagt?“ keifte Boranek giftig. „Wenn du ihnen mehr frisches zu essen geben würdest und nicht Küchenreste von vorgestern und du die Peitsche weglassen würdest wäre er nicht so bockisch geworden. Er hofft nur das du daraus lernst. Ach ja, er freut sich jetzt bei mir zu sein.“ Voller Wut trat Boranek gegen den Trog und verstauchte sich dabei den Fuß. Von diesen Zeitpunkt wurde Takeum öfters um Rat gefragt wenn es um Pferde ging. Er war nun ein Außenseiter den man respektierte.