Mittwoch, 14. Mai 2014

Kapitel 3, Teil 1

Kapitel III

84. Sonne 2. Zyklus im Jahre 436 nach Wovoka

In der Hauptstadt Taibaan von Hiricatien.

Am nächsten Morgen erwachte Takeum aus einem unruhigen Traum. Er hatte schlecht geschlafen. Waren das die ungewohnten Geräusche von der Stadt die ihn diesen unangenehmen Traum bescherten? An den Inhalt des Traumes konnte er sich nicht mehr erinnern. Nur das er mehrfach aufgeschreckt war. Auch Mucuma war erwacht und sah zerknittert aus. „Boah, in einer Stadt möchte ich nicht leben“ waren seine ersten Worte „hier kann man vor Krach gar nicht richtig schlafen“. Nach dem Frühstück trafen sich die Treiber und besprachen den Tag. „Jeder nimmt zwei Pferde und führt sie an der Leine zum Markt“ verkündete Boranek und merkte das Mucuma zur einer Frage ansetzte. Doch bevor er die Gelegenheit dazu bekam redete er weiter „Wir können sie leider nicht alle durch die engen Straßen treiben. Somit wird einer als Wache hierbleiben müssen.“ Jetzt schaute Mucuma entsetzt. Boranek genoss diesen Anblick und mit einen Lächeln sprach er weiter. „Dies wird Rasokum übernehmen. Er war schon mehrmals auf den Markt. Wir wollen doch unsere Neulinge nicht noch länger warten lassen“. Ein leises Lachen ging in der Runde um. Takeum konnte sich nicht den Eindruck verwehren, dass die Rede mit Absicht so gewählt wurde. „In einer halbe Stunde brechen wir auf. Und denkt daran, unsere Pferde sind die Besten. Verkauft sie nicht unter 150 Moraker Talent. Je teurerer, umso mehr können wir uns dann an Proviant kaufen.“
Durch Taibaan gingen sie hintereinander. Die Straßen waren einfach zu eng um vier Pferde nebeneinander zu führen. Sie kamen zum West Tor und der großen Brücke. Dort stand der gleiche Wachmann wie gestern Abend. Als er die beiden erkannte, lächelte der Wachmann und nickte ihnen zu. Sie überquerten die Brücke und betraten zum ersten Mal ein fremdes Land. Auf der Straße war schon viel los. Andere Gruppen von Treiber und Händler gingen auch in ihrer Richtung. Kleine Gruppen von Kindern kamen ihnen entgegen. Eine Weile gingen sie nebeneinander die Bergstraße hinunter, denn sie war breit genug angelegt. Plötzlich blieb Takeum stehen. Es war ihn als würde jemand zu ihm im Kopf sprechen. Es war aber anders als bei den Pferden. Er drehte sich um und versuchte den Ursprung der Stimme zu finden. Dort stand ein Junge und schaute ihn erstaunt an. Ein zweiter Junge klopfte den Ersten auf die Schulter und so plötzlich wie die Stimme kam war sie auch wieder weg. Takeum setzte seinen Weg fort und grübelte. Vielleicht war sein Vater Moraker und die besitzen diese Fähigkeit. Denn der Junge war auch Moraker glaubte er. Schließlich hatte seine Mutter den Mann hier auf den Markt kennen gelernt. Bald war das nur noch eine wage Erinnerung, denn sie kamen am Markt an. Sie wussten gar nicht wo sie als erstes hinschauen sollten. Händler verschiedener Herkunft und alle möglichen Waren reiten sich einander. Sie kamen zu einen Gatter und Boranek sprach „Dieses ist für uns, das haben wir beim letzten Mal mit dem Besitzer so vereinbart.“ Für die zwölf Pferde war ausreichend Platz. Als sie die Pferde versorgt hatten machte sich die Beiden auf den Marktplatz zu erkunden. Aber nicht ohne die ermahnende Worte von Boranek „verlauft euch nicht!“ zu hören. Sie schauten sich eine Vielzahl von Waren an. Stoffe, Werkzeug, Waffen und fremdartige Gewürze. In der Mitte bildeten die Stände einen großen Kreis und ließen Platz für Gaukler, Sänger und andere Künstler. Takeum machte sich im Kopf schon eine Einkaufsliste für die Geschenke. Schöner bunter Stoff, eine schöne Halskette für seine Mutter. Ein neues großes Messer und eine handgeschnitzte Pfeife für den Großvater. So in Gedanken versunken schlenderten sie langsam zurück. Ein starker Schmerz machte sich plötzlich in Takeum`s Kopf breit. Er schrie laut auf. Mucuma und die Leute um ihn herum schauten ihn erschrocken an. Wehrend er zusammen sackte und Mucuma ihn auffing suchten die Zuschauer den Grund seines Aufschreis zu finden. Aus seiner Nase kam etwas Blut. „Was ist los?“ frug ihn Mucuma. Aber Takeum sah nur seinen Mund bewegen. Seine Worte drangen nicht durch den Schmerz. Er verlor jedes Zeitgefühl. Eine leise, in einer fremde Sprache, beschwörendes Murmeln, setzte sich im Kopf fest. Langsam ließ der Schmerz nach. „ ii aa ii di hel , sac doc was Takeum“ drang langsam die Stimme von Mucuma zu ihm durch. „Schrei doch nicht so.“ „Sivad sei Dank, du bist wieder unter uns. Was ist geschehen? Bist du verletzt? Wie kann ich dir helfen?“ wollte der Redefluss von Mucuma nicht enden. „Mir geht es jetzt wieder gut. Ich hatte große Schmerzen im Kopf. Nun ist es als habe ich leichte Kopfschmerzen.“ „Woher kamen sie?“ „Ich weiß es nicht. So was habe ich noch nie gehabt. Los helfe mir mal hoch!“ „Ähm ja“ war die Antwort von Mucuma und half Takeum aufzustehen. Die Schaulustigen gingen wieder ihrer vorherigen Tätigkeit nach. Für sie gab es nicht mehr zu sehen. Beide machten sich schweigend auf den Weg zum Gatter.

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