Kapitel
III
84.
Sonne 2. Zyklus im Jahre 436 nach Wovoka
In
der Hauptstadt Taibaan von Hiricatien.
Am
nächsten Morgen erwachte Takeum aus einem unruhigen Traum. Er hatte
schlecht geschlafen. Waren das die ungewohnten Geräusche von der
Stadt die ihn diesen unangenehmen Traum bescherten? An den Inhalt des
Traumes konnte er sich nicht mehr erinnern. Nur das er mehrfach
aufgeschreckt war. Auch Mucuma war erwacht und sah zerknittert aus.
„Boah, in einer Stadt möchte ich nicht leben“ waren seine ersten
Worte „hier kann man vor Krach gar nicht richtig schlafen“. Nach
dem Frühstück trafen sich die Treiber und besprachen den Tag.
„Jeder nimmt zwei Pferde und führt sie an der Leine zum Markt“
verkündete Boranek und
merkte das Mucuma zur einer Frage ansetzte. Doch bevor er die
Gelegenheit dazu bekam redete er weiter „Wir können sie leider
nicht alle durch die engen Straßen treiben. Somit wird einer als
Wache hierbleiben müssen.“ Jetzt schaute Mucuma entsetzt. Boranek
genoss diesen Anblick und mit einen Lächeln sprach er weiter. „Dies
wird Rasokum übernehmen. Er war schon mehrmals auf den Markt. Wir
wollen doch unsere Neulinge nicht noch länger warten lassen“. Ein
leises Lachen ging in der Runde um. Takeum konnte sich nicht den
Eindruck verwehren, dass die Rede mit Absicht so gewählt wurde. „In
einer halbe Stunde brechen wir auf. Und denkt daran, unsere Pferde
sind die Besten. Verkauft sie nicht unter 150 Moraker Talent. Je
teurerer, umso mehr können wir uns dann an Proviant kaufen.“
Durch
Taibaan gingen sie hintereinander. Die Straßen waren einfach zu eng
um vier Pferde nebeneinander zu führen. Sie kamen zum West Tor und
der großen Brücke. Dort stand der gleiche Wachmann wie gestern
Abend. Als er die beiden erkannte, lächelte der Wachmann und nickte
ihnen zu. Sie überquerten die Brücke und betraten zum ersten Mal
ein fremdes Land. Auf der Straße war schon viel los. Andere Gruppen
von Treiber und Händler gingen auch in ihrer Richtung. Kleine
Gruppen von Kindern kamen ihnen entgegen. Eine Weile gingen sie
nebeneinander die Bergstraße hinunter, denn sie war breit genug
angelegt. Plötzlich blieb Takeum stehen. Es war ihn als würde
jemand zu ihm im Kopf sprechen. Es war aber anders als bei den
Pferden. Er drehte sich um und versuchte den Ursprung der Stimme zu
finden. Dort stand ein Junge und schaute ihn erstaunt an. Ein zweiter
Junge klopfte den Ersten auf die Schulter und so plötzlich wie die
Stimme kam war sie auch wieder weg. Takeum setzte seinen Weg fort und
grübelte. Vielleicht war sein Vater Moraker und die besitzen diese
Fähigkeit. Denn der Junge war auch Moraker glaubte er. Schließlich
hatte seine Mutter den Mann hier auf den Markt kennen gelernt. Bald
war das nur noch eine wage Erinnerung, denn sie kamen am Markt an.
Sie wussten gar nicht wo sie als erstes hinschauen sollten. Händler
verschiedener Herkunft und alle möglichen Waren reiten sich
einander. Sie kamen zu einen Gatter und Boranek
sprach „Dieses ist für uns, das haben wir beim letzten Mal mit dem
Besitzer so vereinbart.“ Für die zwölf Pferde war ausreichend
Platz. Als sie die Pferde versorgt hatten machte sich die Beiden auf
den Marktplatz zu erkunden. Aber nicht ohne die ermahnende Worte von
Boranek „verlauft euch
nicht!“ zu hören. Sie schauten sich eine Vielzahl von Waren an.
Stoffe, Werkzeug, Waffen und fremdartige Gewürze. In der Mitte
bildeten die Stände einen großen Kreis und ließen Platz für
Gaukler, Sänger und andere Künstler. Takeum machte sich im Kopf
schon eine Einkaufsliste für die Geschenke. Schöner bunter Stoff,
eine schöne Halskette für seine Mutter. Ein neues großes Messer
und eine handgeschnitzte Pfeife für den Großvater. So in Gedanken
versunken schlenderten sie langsam zurück. Ein starker Schmerz
machte sich plötzlich in Takeum`s Kopf breit. Er schrie laut auf.
Mucuma und die Leute um ihn herum schauten ihn erschrocken an.
Wehrend er zusammen sackte und Mucuma ihn auffing suchten die
Zuschauer den Grund seines Aufschreis zu finden. Aus seiner Nase kam
etwas Blut. „Was ist los?“ frug ihn Mucuma. Aber Takeum sah nur
seinen Mund bewegen. Seine Worte drangen nicht durch den Schmerz. Er
verlor jedes Zeitgefühl. Eine leise, in einer fremde Sprache,
beschwörendes Murmeln, setzte sich im Kopf fest. Langsam ließ der
Schmerz nach. „ ii aa ii di hel , sac doc was Takeum“ drang
langsam die Stimme von Mucuma zu ihm durch. „Schrei doch nicht so.“
„Sivad sei Dank, du bist wieder unter uns. Was ist geschehen? Bist
du verletzt? Wie kann ich dir helfen?“ wollte der Redefluss von
Mucuma nicht enden. „Mir geht es jetzt wieder gut. Ich hatte große
Schmerzen im Kopf. Nun ist es als habe ich leichte Kopfschmerzen.“
„Woher kamen sie?“ „Ich weiß es nicht. So was habe ich noch
nie gehabt. Los helfe mir mal hoch!“ „Ähm ja“ war die Antwort
von Mucuma und half Takeum aufzustehen. Die Schaulustigen gingen
wieder ihrer vorherigen Tätigkeit nach. Für sie gab es nicht mehr
zu sehen. Beide machten sich schweigend auf den Weg zum Gatter.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen