85. Sonne 2. Zyklus im Jahre 436 nach Wovoka
In der Stadt Nanpur im Königreich Morak.
Es war schon Mittag vorbei als Yvie mit einem kleinen
Bündel auftauchte. Takeum hatte Glück und fast alle seine Pferde heute
verkauft. Bis auf die Stute von Yvie und noch einer Stute. „Ah das bist du ja,
wir wollten gerade noch was kaufen gehen. Ähm ist das alles an Gepäck“
sprudelte Mucuma so los. „Ja“ war die knappe Antwort von Yvie. „Na gut, du
kannst es dort hinten hinlegen“ sagte Takeum und zeigte auf einen Unterstand. „
Gib es mir, ich bringe es hin“ meinte Mucuma und merkte wie sein Gesicht warm
wurde. Hoffentlich werde ich nicht rot dachte er noch. „Danke“ sagte Ylvie mit
einem Lächeln. Und jetzt wurde ihm noch wärmer. Seit er Yvie kennen gelernt hat
ist es irgendwie anders. Sie ist anders als die Mädchen zu Hause. In ihrer Nähe
sagt er Sachen ohne vorher nach zu denken. Und dass er immer heiß bekam
verstand er überhaupt nicht. „Träumst du? Wir wollen los“ holte ihn Takeum aus
seinen Gedanken. „Ähm, ja“.
Die Drei schlenderten über den Marktplatz. Es waren
fast zwei Stunden vergangen und sie hatten alles Wichtige bekommen. Jetzt waren
sie nur noch auf der Suche nach persönlichen Sachen. Yvie hat sich eine Kette mit
grünen Steinen aus Fin Felagund gekauft. Takeum und Mucuma haben sich
Kurzschwerter mit Scheiden, von den Schmiedekunstwerker aus Morak, aufschwatzen
lassen. Für ihr Leben in der Steppe brauchen sie die nicht wirklich, aber sie
sind sehr gut gefertigt und schön verziert. Ein Jeder hat beim ersten Mal in
Morak ein Andenken mitgebracht. Und die Bemerkung von Yvie, dass es sehr gute
Waffen sind, machte sie ein bisschen Stolz. Auch wenn sie glaubten, dass ein
Mädchen mit einer Axt im Gürtel nicht viel von Waffen verstehen konnte. Sie
begutachten gerade Stoffe, als ein heftiger Streit ihre Aufmerksamkeit erregte.
Ein Händler redete in einer fremden Sprache auf zwei Kinder ein. Auch wenn sie
kein Wort verstanden, hörte es sich nicht freundlich an. Die Kinder, ein
Mädchen und ein Junge, standen ihnen mit dem Rücken zugewandt. Der Rest der
Leute schien dieser Vorfall nicht zu interessieren. „Der kann doch die Kinder
nicht so anschreien“ war Yvies Meinung. Kaum hatte sie dieses Worte gesagt, da
stiefelte Mucuma auch schon auf den Händler zu. „Was sind sie den für ein
Mensch?“ empörte sich Mucuma „Egal was die Kinder gemacht haben, kann man sie
nicht so anschreien.“ Bevor der verdutze Händler antworten konnte, drehte sich
das Mädchen um, und meinte genau so empört „Wir sind keine Kinder!“ Jetzt erst
sah man dass es kleinwüchsige Erwachsene waren. Mucuma dachte nur, nicht schon
wieder und frug „Seid ihr Zwerge?“ Jetzt war es der Mann der sich aufregte „Warum
halten uns nur alle für Zwerge?“