78.
Sonne 2. Zyklus im Jahre 436 nach Wovoka
In
der großen Steppe von Hiricatien
Seit vier Sonnen
waren sie nun auf den Trieb. Die Mannschaft bestand aus sieben Leute.
Boranek war der Triebführer. Seit den Vorfall mit Takeum hatte er
seine Zuchtmethode geändert. Beste Freunde werden die beide nicht,
aber als Triebführer ist er einer der Besten. Rund fünfzig Pferde
hatten sie zum verkaufen dabei. „Dahinten in Richtung Berge ist
noch ein Trieb.“ sagte Takeum plötzlich. „Wo? Ich sehe nichts!“
fragte Mucuma. „Aha jetzt besitzt unser Wunderknabe schon die Gabe
der Weitsicht,“ höhnte Boranek „denn ich sehe auch nichts.“
Auch die Anderen konnten nichts erkennen.
Am nächsten
Morgen, sie waren gerade aufgebrochen, lenkte Boranek sein Pferd zu
Takeum. „Ich muss mich bei dir entschuldigen, jetzt kann ich sie
auch sehen. Du hast wahrlich gute Augen. Vielleicht liegt es daran
das sie blau sind.“ sagte er und ritt dann wieder an die Spitze.
„Was war das denn?“ fragte Mucuma „So kenne ich Boranek gar
nicht.“ „Ist schon gut, diese Entschuldigung hat ihn sehr viel
Überwindung gekostet. Er ist zwar ruppig und manchmal ein Ekel, aber
ein gerechter Mensch und ein guter Triebführer.“
Zur neunten Sonne
erreichten sie die Stadtmauern von Taibaan. Sie bauten ihr Lager an
der südlichen Seite der Stadt auf. Da wo der Steilhang war. Takeum
und Mucuma stiegen von ihren Pferden und gingen zum Abgrund. Hier
hatten sie eine atemberaubende Aussicht. Während sie versuchten
alles zu erblicken gesellte sich Boranek zu ihnen. „Ich habe diese
Aussicht schon viele mal gesehen und es ist immer wieder berauschend.
Da hinten rechts kann man ein Teil der Felsenburg des Königs von
Morak sehen. Man sieht sie nur ganz wenn man in der Mitte von Nanpur
steht. Gegenüber ist die Bergstraße die nach oben zur großen
Brücke und weiter bis zu Burg geht.“ „He da unten ist auch eine
Brücke“ unterbrach Mucuma ihn. „Die Brücke ist die einzige
Verbindung von Morak. Ansonsten kommt man nur mit dem Schiff von
einer zur anderen Seite. Hinter den Hafen geht der Wovoka Fluss in
den Golf über. So nun baut das Lager auf. Danach könnt ihr noch ein
bisschen Taibaan erkunden. Morgen gehen wir auf den Markt.“
Verkündete er und dreht sich um und verschwand. „Langsam wird er
mir unheimlich. Ich erkenne ihn gar nicht wieder.“ bemerkte Mucuma.
Als sie das Lager
aufgebaut hatten und die Pferde versorgt hatten, begaben sie sich zum
Süd Tor und erkundeten die Stadt. Taibaan hatte alles was eine
kleine Stadt so brauchte. Für zwei Jungen, die in der Steppe groß
geworden sind, gab es vieles neue zu bestaunen. So wanderten sie
durch die Stadt bis sie plötzlich vor dem riesigen West Tor standen.
Sie gingen durch das Tor auf die große Brücke. Von hier war am
Torbogen ein riesiger Adlerkopf aus Stein gebaut. Der Schnabel war
zwar gekrümmt aber breit wie ein Entenschnabel. Es erinnerte an eine
große Rutsche. „Was das zu bedeuten hat?“ fragte sich Takeum
selber. „Kann ich euch helfen?“ fragte eine Torwache die sie erst
jetzt bemerkten. „Warum ist der Schnabel so breit?“ nutzte Takeum
die Gelegenheit zu fragen. „Die Erbauer haben mit dem Schnabel eine
Vorrichtung gebaut, wo man Felsengestein auf die Brücke fallen
lassen kann.“ Sie sagten die Erbauer, war das denn nicht unser
Volk?“ „Oh nein, das waren die Mönche der Gilde. Lange bevor
Taibaan eine Stadt war. Die Vorrichtung sollte Verhindern das im
Notfall ein Feind von Morak rüber kann. Wenn die Felsen fallen, dann
stürzt die Brücke ein.“ „Aber man kann doch im Süden über
unser Land hierhin kommen.“ meinte Mucuma. „Ja das ist richtig,
aber man braucht viele Sonnen um nach hier zu kommen. Dann hat die
Gilde den Weg zur Anlegestelle bereits versperrt.“ „Welchen Weg?“
fragte Takeum. „Der Weg der hinter dem Tor links zu dem Wasserfall
geht. Das ist auch der einzige Durchgang zum See.“ „Aha, wo die
ganzen Kinder hingehen“ meinte Mucuma „Warum gehen die überhaupt
dahin?“ „Die Kinder? Ach die!“ „Jedes Jahr zum Herbstmarkt
kommen die Priester und rekrutieren Kinder für die Gilde. Und die
Kinder hoffen das Sie genommen werde. Sie kommen von über all her“
„Und die gehen freiwillig dahin?“ fragte Takeum erstaunt. „Ja
und für manche ist es ein besseres Leben als in der Heimat. Vor fünf
Jahre ist ein Junge von Morak dahin gegangen. Sein Elternhaus kann
man von hier sehen und ich habe ihn gekannt. Letztes Jahr kam er
seine Eltern besuchen und ich muss sagen, er sah gut aus.“ „Danke
das sie sich die Zeit genommen haben uns das Alles zu erklären. Aber
wir müssen jetzt zurück zu unserem Lager“ sagte Takeum höflich.
„Dann wünsche ich euch eine geruhsame Nacht und wenn ihr noch
Fragen habt, ich habe hier öfters Dienst.“ verabschiedete sich die
Torwache. Und die Beiden machten sich auf den Weg zum Lager.
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